Zum elften Mal hatten sich die Verantwortlichen der Radsportfreunde Bartholomä eine attraktive Radtour ausgedacht, die in diesem Jahr über sechs Tage von Bartholomä nach St. Bartholomä am Königssee und wieder zurück führen sollte. Dauerregen und ein Temperatursturz von 20 Grad gegenüber der Vorwoche machten dieses Vorhaben zu einem Überlebenstraining. Zuvor wurden die Bartholomäer zehn Jahre lang von Traumwetter bei ihren Mehrtagestouren verwöhnt.

Trotzdem begann alles nach Plan: Der Vorsitzende Erich Krieg begrüßte in der Morgendämmerung des ersten Ferientages vier Radlerinnen und 27 Radler zum Start der sechstägigen Etappenfahrt entlang der Deutschen Alpenstraße. Auch der erste Streckenabschnitt durch Heidenheim, das Eselsburger Tal und Langenau bis an die Stadtmauern von Ulm gelang problemlos und auf trockenen Straßen. Danach aber öffnete der Himmel seine Schleusen und trotz geeigneter Regenausrüstung war die als Wohlfühlstrecke bekannte Etappe durchs Alpenvorland über Schwendi, Bad Wurzach, Kisslegg, Wangen und Lindenberg alles andere als Genussradeln. Erst auf den letzten 30 Kilometern mit den Anstiegen nach Sulzberg und zum Etappenziel Hittisau konnten die ersten Schweißperlen registriert werden.

Tag zwei begann zwar zunächst ohne Regen, aber der wolkenverhangene Himmel über dem Bregenzer Wald verhieß nichts Gutes. Schon nach wenigen Kilometern schickte der Himmel den für die Natur so notwendigen, für Radler eher ungeliebten Regen. Deshalb hielt sich die Begeisterung über die Abfahrt durchs Rohrmooser Tal nach Oberstdorf in Grenzen. Eine kurze Regenpause ließ auf dem Weg über Sonthofen, Bad Hindelang und Oberjoch Hoffnung auf Wetterbesserung aufkeimen, aber das nun folgende Tannheimer Tal versank im typischen Schnürlregen. Von Reutte über den Ammersattel schickte die Sonne erstmals ihre wärmenden Strahlen ins Etappenziel Graswang. Nach dieser kurzen Etappe (130 km) blieb genügend Zeit zur Pflege von Rad und Radlern und zu Vorbeugungsmaßnahmen gegen Erkältungskrankheiten.

Der moralische Tiefpunkt war erreicht, als nach dem Frühstück der Start zur dritten Etappe regelrecht ins Wasser fiel. Mit Verzögerung wurde dann der nasse Weg zur Königsetappe angetreten. In Garmisch nutzten nur wenige Radler die Chance, mit der Bahn in die Nähe des Chiemsees zu fahren. Die Unentwegten wurden für ihre Zuversicht belohnt, als nach der Verpflegung beim Sylvensteinstausee plötzlich strahlend blauer Himmel die Radler auf dem Weg über den Achenpass zum Tegernsee und über Valepp zum Spitzingsee bis Bayrischzell begleitete. Nach einem halbstündigen Regenguss konnte die restliche Strecke über den Ursprungpass, das Thierseetal, Kufstein und Kössen nach Marquartstein angetreten werden. Die Verpflegung im Hotel, das für zwei Nächte gebucht war, ließ keine Wünsche offen und ließ manche Strapaze und Frustsituation vergessen. Zusätzlich hatten die Verantwortlichen die Fahrt zum Königssee wegen des Dauerregens vom Programm gestrichen und den Sonntag zum Ruhe- und Erholungstag erklärt.

Somit konnte mit frischer Kraft die Heimfahrt beginnen. Nach einer regenreichen Nacht (129 l/m² auf der nahen Winklmoosalm) blieben die Radsportfreunde weitgehend trocken auf der Fahrt über Seebruck am Chiemsee, Wasserburg am Inn und Erding zum Etappenziel Freising. Zuvor aber folgte das Peloton einer Einladung des Radsportfreundes Markus Tagscherer, der in seinem Fahrradshop in Haxthausen zu Weißwurst und Weißbier eingeladen hatte.

Auf der letzten Etappe wurde Aichach passiert, in Dillingen eine Kaffeepause eingelegt und zuguterletzt wurden ab Nattheim die letzten 25 der insgesamt 850 Kilometer bei strömendem Regen abgestrampelt. Auch diese letzte kalte Dusche konnte das Immunsystem der Radler nicht ins Wanken bringen. Patschnass, aber doch zufrieden mit der auf Grund der extremen Bedingungen tollen Leistung feierten die Bartholomäer Radsportfreunde ihre elfte Etappenfahrt auf ihrem Bänkle. Der Vereinsvorsitzende bedankte sich bei allen Beteiligten für ihre Disziplin und den vorbildlichen Teamgeist. Besonders aber lobte er die außergewöhnliche Leistung des Verpflegungsteams Franz Krieger und Wolfgang Bochtler und des Monteurs Klaus Niederberger. Am Ende waren sich alle einig: Diese Tour muss unter besseren Wetterbedingungen unbedingt wiederholt werden.